Grenzsteine

Die Nummerierung der Staatsgrenzzeichen rührt aus den Jahren 1920 bis 1923. Die österreichisch - tschechische Staatsgrenze ist in 11 Grenzabschnitte unterteilt, welche mit Grenzsäulen gekennzeichnet und mit den römischen Zahlen von I bis XI versehen sind. Innerhalb dieser Grenzsäulen gibt es aufsteigend nummerierte Hauptsteine, die mit der römischen Zahl des Grenzabschnitts und einer ganzstelligen Nummer versehen sind (z.B. X | 41). Zwischen den Hauptsteinen gibt es Nebensteine und, je nach Bedarf,  dazwischen wiederum Läufersteine. Nebensteine tragen die Nummern 1, 2, 3 usw. (aufsteigend nummeriert, z.B.  X. 41  4 ... X. 41  4a ... X. 41  5), Läufersteine die Zahlen 0|1, 0|2 usw. (z.B. folgen nach dem Nebenstein X. 41  2  die Läufersteine X. 41  0|1 und X. 41  0|2, danach der Nebenstein X. 41  3).

Hauptsteine
Die Abstände zwischen den Hauptsteinen beruhen auf den Instruktionen von 1920 für die Durchführung der Vermessungsarbeiten der Grenzfestlegung 1920 – 1923. Danach wurden die Hauptsteine entsprechend folgenden Kriterien gesetzt:
- bei hauptsächlichen Änderungen der Grenzzugsrichtung
- bei Kreuzungspunkten des Grenzzuges mit „Hauptkommunikationen", das sind Wege, Straßen, Flüsse,...
- bei Anstoßpunkten von Gemeindegrenzen mit der Staatsgrenze
- auf besonders hervorragenden Terrainpunkten, die weithin sichtbar sind, bei Kuppen möglichst auf dem höchsten Punkt
dabei sollte die Entfernung zweier aufeinander folgender Hauptsteine 750 m nicht überschreiten.

      Um den Grenzverlauf besser zu erkennen bzw. die landwirtschaftlichen Flächen besser zu nutzen ist im Bereich X 42 bis XI auch eine Verlegung der Staatsgrenze auf die Dammkrone geplant. Da dieser für 2008 vorgesehene Grenzänderungsvertrag noch nicht unterzeichnet ist, verzögert sich das Inkrafttreten dieser Grenzänderung. Vorbereitend wurden bereits die Grenzsteine des zukünftigen Grenzverlaufs gesetzt, allerdings noch nicht mit schwarzer Farbe beschriftet. Zwei der weiß gestrichenen Steine ohne Beschriftung entlang des Thayadammes (Bernhardsthal, Erlwiesen) sind bereits Staatsgrenzzeichen die im Zuge der für 2011 geplanten Grenzbegehung und Neunummerierung mit einer Nummer versehen und dann gültig sein werden.
      Eine Grenzbegehung und Neunummerierung fand zwar 2011 statt (siehe Kapitel unterhalb), doch zur Begradigung der Zickzack östlich und westlich vom Hochwasserschutzdamm gesetzten Grenzsteine (östlich der Erlwiesen) kam es erst im Jahre 2014. Nicht wie ursprünglich auf der Dammkrone geplant - vermutlich um den Schutzdamm nicht zu beschädigen - verläuft seither die Staatsgrenze von Grenz-Hauptstein X42 bis Grenz-Nebenstein X43-4 parallel und ca. 10 m westlich vom Damm.

      Die „Ständige Österreichisch-Tschechische Grenzkommission” hat im Rahmen ihrer 16. Tagung im Jahre 2008 beschlossen, die Nummerierung der Grenzzeichen der österreichisch-tschechischen Staatsgrenze zu ändern. Die Nummer der Hauptgrenzzeichen bleibt unverändert. Die Nummern der Zwischen- und Ergänzungsgrenzzeichen (Läufersteine) zwischen 2 aufeinander folgenden Hauptgrenzzeichen werden fortlaufend neu nummeriert.

      Seit dem Jahr 2008 - mit Beginn der vierten periodischen Überprüfung, werden im Rahmen dieser Arbeiten (beginnend im Grenzabschnitt VI und VIII) die Grenzzeichen sukzessive mit den neuen Nummern an den Grenzzeichen versehen. Im Jahre 2011 wurden diese Arbeiten für den gesamten Grenzabschnitt X durchgeführt.

Was sich bei der Grenzzeichen-Beschriftung ab dem Jahr 2011 bei uns geändert hat...
      Wie bereits erwähnt, erfolgt die Nummerierung der Nebensteine ab dem Hauptgrenzzeichen fortlaufend. Auch erhalten die Steine keine rote Kappe mehr, sie bleiben weiß mit schwarzer Beschriftung bzw. Markierung.

direkte und indirekte Grenzsteine:
Ein Großteil der Grenzmarken sind direkte Grenzsteine, welche auf österreichischer Seite die Initiale Ö, auf tschechischer Seite ein C aufgemalt haben.
Befindet sich allerdings der Grenzverlauf in der Mitte eines Grenzweges oder eines Grenzgewässers, so wird im Normalfall die Staatsgrenze indirekt durch 2 Grenzzeichen, auf beiden Seiten (am Wegrand oder am Ufer) gegenüberstehend, vermarkt. Sie sollen auf die in der Mitte des Weges oder des Gewässers verlaufende Grenze hinweisen, wobei auf jedem Nebenstein nur jene Initiale (Landeskennung) angeschrieben ist, auf dessen Staatsgebiet sich das Grenzzeichen befindet.   siehe auch 
==►  Grenzzeichenpaar
Landschaftlich oder landwirtschaftlich bedingt sowie aufgrund bereits vorhandener Grenzsteine, können diese aber auch nur auf einer Seite oder einmal auf österreichischem, dann wieder auf tschechischem Boden stehen.

Hauptsteine:
Auf der Seitenfläche in Blickrichtung zum Folgestein befindet sich oben mittig die römische Zahl des Grenzabschnitts, darunter die fortlaufende Hauptstein-Nummer. Auf der linken, Tschechien zugewandten Grenzsteinfläche befindet sich ein C, auf der gegenüber liegenden österreichischen Seite ein Ö. Auf der Steinoberseite - von österreichischer Seite betrachtet - befindet sich mittig ein Zentrierkreuz von welchem links eine Markierung in die Richtung des vorangegangenen, rechts eine Markierung zum nachfolgenden Stein weist.
Beispiel: Grenzübergang Schrattenberg - Feldsberg [Valtice], Hauptstein X 18

Nebensteine:
Auf der Seitenfläche in Blickrichtung zum Folgestein befindet sich links oben die römische Zahl des Grenzabschnitts, rechts oben die Hauptsteinnummer und mittig darunter die fortlaufende Nebenstein-Nummer. Die restliche Beschriftung und Markierung ist ident mit dem Hauptstein.
Beispiel: Grenzübergang Schrattenberg - Feldsberg [Valtice], Nebenstein X 17 6.

Grenzzeichenpaar:
Haben 2 Grenzzeichen die gleiche Nummer, so spricht man von einem Grenzzeichenpaar. Als Grund dafür gibt es zwei Möglichkeiten:

1) zwei indirekte Grenzzeichen
Befinden sich Grenzzeichen im Bereich eines Grenzweges oder eines Grenzgewässers, in dessen Mitte die Staatsgrenze verläuft, so wird die Staatsgrenze im Normalfall indirekt durch 2 Grenzzeichen, auf beiden Seiten (am Wegrand oder am Ufer) gegenüberstehend, vermarkt (gekennzeichnet).
Sie sollen auf die in der Mitte des Weges oder des Baches verlaufende Grenze hinweisen, wobei auf jedem Nebenstein nur jene Initiale (Landeskennung) angeschrieben ist, auf dessen Staatsgebiet sich das Grenzzeichen befindet.

Beispiel: Steinabrunn / Garschönthal [Úvaly] Grenzzeichenpaar X/9 auf beiden Seiten eines Grenzweges, gekennzeichnet als X/9 Ö und X/9 C oder

2) ein indirektes und ein direktes Grenzzeichen
Befinden sich Grenzzeichen am Beginn oder am Ende eines Grenzweges oder eines Grenzgewässers, in deren Mitte die Grenze verläuft, wo es zu einem  Übergang indirekt / direkt bzw. direkt / indirekt vermarktem Grenzverlauf kommt, so unterscheiden sich diese nur durch ihre Initiale.

Beispiel: Herrnbaumgarten / Schrattenberg / Garschönthal [Úvaly] Grenzzeichenpaar X/10, wo der gemeinsame Grenzweg in eine direkt vermarkte Staatsgrenze übergeht. Dabei ist der Hauptstein X/10 Ö (ein indirekter Grenzstein auf österreichischem Staatsgebiet) nur mit der Initiale Ö, der folgende Grenzstein X/10 (ein direkt vermarkter Grenzpunkt im Grenzverlauf) mit den Initialen Ö und C angeschrieben.

Sichtstangen
nennt man die rot-weiß-roten Metallstangen, welche früher auch aus Holz gefertigt wurden. Sie sind eine innerstaatliche Kennzeichnung unserer Staatsgrenze.
Die Stangen stehen auf österreichischem Staatsgebiet und häufig in der Nähe von Grenzzeichen, damit man sie - vor allem bei höherem Bewuchs - leichter in der Landschaft findet. Die Sichtstangen liegen in der Zuständigkeit des BM.I (Bundesministerium für Inneres) bzw. der SiD (SicherheitsDirektion (Polizei)).

... Übersicht der Grenzabschnitte und Grenzsteine (aktualisiert am 10. September 2019)
entlang der österreichisch - tschechischen Staatsgrenze (Schrattenberg - Katzelsdorf - Reintal - Bernhardsthal - Rabensburg - Hohenau) und
der
österreichisch - slowakischen Staatsgrenze (Hohenau), pdf-Logo  ~110 kb

Grenzstein - Bildersammlung Österreich - Tschechien, Grenzabschnitt X
   
  Landkarte vom Grenzstein X10 bis zum 11er Stein XI (jpg-Datei)
   
  Hauptstein X10 (Herrnbaumgarten) - Nebenstein X14 5 C (Schrattenberg)
   
  Hauptstein X15 - Läuferstein X19 0/1 (Schrattenberg)
   
  Hauptstein X20 - Nebenstein X24 10 (Schrattenberg)
   
  Hauptstein X25 (Schrattenberg) - Nebenstein X29 11 (Katzelsdorf)
   
  Hauptstein X30 (Katzelsdorf) - Nebenstein X34 5 (Reintal)
   
  Hauptstein X35 (Reintal) - Nebenstein X39 8 (Bernhardsthal)
   
  Hauptstein X40 - Nebenstein X43 10 (Bernhardsthal)
   
  Österreich - Tschechien, Grenzabschnitt XI (entlang der Thaya, Flussmitte)
   
  Grenzsäule XI (Bernhardsthal) - Hauptstein XI 6 (Hohenau)
   
  Österreich - Slowakei, Grenzabschnitt I (entlang der March, Flussmitte)
   
  Grenzsäule I/1 - Hauptstein I/2 (Hohenau)

Ein großes Dankeschön Hr. Amtsrat Ewald Mayer (* 17.2.1954; † 9.7.2011) vom ‚Bundesamt für Eich- und Vermessungswesen Abt. 12, Internationale Angelegenheiten, Staatsgrenzen’ dem ich nicht nur das Grenzstein-Datenblatt, sondern auch sehr viele Informationen zum Verlauf unserer Staatsgrenze verdanke. Zu der geplanten gemeinsamen Begehung unserer Staatsgrenze im Raum Bernhardsthal ist es leider nicht mehr gekommen.

Herr Dipl.-Ing. Helmut Meissner, Leiter der gemischten technischen Gruppen der „Ständigen Österreichisch-Tschechischen Grenzkommission”, war bereits so nett und hat sich mir als neue Ansprechperson „in Sachen Staatsgrenzzeichen” angeboten. Ihm verdanke ich die ersten Details zur neuen Grenzvermarkung.

Aus dem Nachlass von Franz Huber (№ 74) erhielt ich 2013 die den Zöllnern für die Grenzkontrolle zur Verfügung gestandenen Pläne des Grenzverlaufs.

11-er Stein …
Der „11-er Stein” ist eine österreichische Grenzsäule mit der Nummer XI. Sie befindet sich in der Nähe der Bernhardsthaler Erlwiesen, wo die Thaya für 19,4 km zum Grenzfluss zwischen Österreich und Tschechien wird.
Auf der zur Thaya schauenden Seite ist das Datum 16. VII 1920 zu lesen, der Tag an dem der Vertrag von Saint-Germain, der die Auflösung der k.u.k. Doppel-Monarchie Österreich-Ungarn und die Bedingungen für die neue Republik Österreich regelt, in Kraft trat.

das Dreiländereck Österreich - Tschechien - Slowakei …
befindet sich im Gemeindegebiet von Hohenau beim österr. Grenzstein XI | 6 | 1, in Tschechien beim „Soutok” - Grenzstein XI | 6 | 2 und in der Slowakei bei der Grenzsäule I | 1 (Österreich - Slowakei), wo die Thaya in die March mündet.

Eiserner Vorhang - Stacheldraht & Wachttürme

Während für die westliche Bevölkerung Europas einfache Grenzsteine als Erkennungszeichen der Staatgrenzen genügten, wurden von der kommunistischen Regierung rund um die östlichen Länder meterhohe Stacheldraht-Zäune und Wachttürme errichtet. Den ersten „Eisernen Vorhang” gab es bereits 1920, als sich das junge Russland vom Rest Europas abzusondern begann. Er verlief weit im Osten, bis hinter Polen und den baltischen Republiken. Bereits 1945 gab es Anzeichen für einen weiteren „Eisernen Vorhang”, der diesmal in der Mitte Europas die West-Ost Grenze hermetisch abschließen sollte.
Meinen Nachforschungen und diversen Literaturen zufolge, begann man 1948 in Ungarn, 1950 in der Tschechoslowakei und ab 1952 in der DDR mit dieser Abriegelung des Ostens. Entlang dem Grenzverlauf wurden bis zu 15 km tiefe Grenzzonen - „unzuverlässige” Personen von dort abgesiedelt - und direkt an der Grenze rund 50 m breite Grenzstreifen eingerichtet, zu der allein nur die Grenzwache Zutritt hatte.
Bereits 1950 durfte niemand mehr ohne besondere Bewilligung die Grenzregion betreten, der „kleine Grenzverkehr” wurde eingestellt, Hauptgrenzübergänge samt Zollämtern wurden teils geschlossen, teils mit massiven Sperren geschützt, grenzüberschreitende Nebenwege wurden abgeschnitten und unpassierbar gemacht.

die Ära Hlavačka
Am 1. November 1950 wurde Ludvík Hlavačka (*1911 †2005), der „Vater des Eisernen Vorhangs”, Oberst und ein Jahr später Kommandeur der neu organisierten Grenzwache. Die Lücken zwischen den erst nur an exponierten Stellen errichteten Zäunen wurden bis 1951 geschlossen und das Netz mit jedem erfolgreichen Fluchtversuch dichter. Im April 1951 Jahres richtete man 2 spezielle Grenzzonen ein: die verbotene Zone, direkt an der Staatsgrenze gelegen und bis zu 2 km breit, und den daran anschließenden bis zu 10 km breiten Grenzstreifen. Es gab drei Zaunreihen, die erste Reihe ein Netz aus Stacheldraht kaum 2 m hoch, die mittlere stand unter einer Spannung von 3.000 bis 6.000 Volt und die dritte zur Abwehr von Wild, dazwischen immer wieder Minenfelder. Am 1. Februar 1953 wird Hlavačka zum Generalmajor ernannt. Wegen diverser Delikte und Erpressungen gegenüber ihm unterstellten Beamtinnen wurde er 1954/55 zu einem Studium an einer Militärakademie in die Sowjetunion abkommandiert.

kurze Zwischenbemerkung...
Der am 15. Mai unterzeichnete und am 27. Juli 1955 in Kraft getretene Österreichische Staatsvertrag sah eine 90-tägige Räumungsfrist für den Abzug der alliierten Truppen vor. Daraus ergab sich das Datum 25. Oktober, wo auch am späten Nachmittag - knapp vor Ablauf der Frist - die letzten britischen Soldaten Österreich verließen. Die russische Besatzung war bereits am 19. Oktober abgezogen.
Der damalige Unterrichtsminister Heinrich Drimmel verordnete nach der Unterzeichnung des Staatsvertrages (15. Mai 1955) am 25. Oktober an den Schulen mit dem Hissen der österr. Fahne den „Österreichischen Unabhängigkeitstag” (auch „Tag der Flagge” od. „Flaggentag”) zu feiern.
Weil aber am 25. Oktober noch alliierte Soldaten im Land sein durften und man erst am 26. Oktober „endgültig frei” gewesen sei, beschloss man am 11. September 1956 den 26. Oktober als „Tag der (österr.) Fahne” an den Schulen zu begehen. Begründung war nicht mehr der Abzug der alliierten Soldaten, sondern die Unterzeichnung der immerwährenden Neutralität. So feierten Schüler und Schülerinnen von 1956 bis 1964 den „Tag der Fahne”.
Am 25. Oktober 1965 erklärte man den 26. Oktober zum Nationalfeiertag, 1967 wurde der Nationalfeiertag zum arbeitsfreien Tag für alle ÖstereicherInnen.

... zurück zum Thema
Nachdem ab 1955 auf österreichischer Seite keine sowjetische Besatzungsmacht den Osten „beschützte”, begann man die Grenzen strenger zu bewachen.
Nach einem Jahr Sowjetunion wurde Hlavačka zum Stellvertreter des Innenministers, als Verantwortlicher zum Schutz der Grenzen ernannt. Allein entlang der bayrischen Grenze wurden unter ihm 60 grenznahe Dörfer dem Erdboden gleichgemacht, vermutlich „verdanken” wir ihm auch die Zerstörung des Katzelsdorfer/Feldsberger Jagdschlössls „Salettl”.

Bereits 1951 begann das tschechoslowakische Regime die Grenzbezirke zu Österreich in drei hintereinander gestaffelte Zonen zu teilen:
• Von österreichischer Seite gesehen kam erst die „Verbotszone” [zakázané pásmo], ein vollkommen entvölkertes Niemandsland, das nur von Soldaten der Grenzwache oder von rigide überprüften Personen, und dann auch nur unter Bewachung durch die Grenzwache, betreten werden durfte. Begrenzt wurde diese Zone auf der einen Seite durch die meist „grüne”, also allein durch Grenzsteine oder Gewässer markierte Staatsgrenze zu Österreich, während ihre innere Grenze, die maximal 2 km von der Staatsgrenze entfernt verlief, durch mehrfache und zeitweise mit Starkstrom und Minenfeldern zusätzlich gesicherte Drahthindernisse (Zäune, Stachelbandrollen, etc.) schier unpassierbar gemacht wurde.
• Die daran anschließende „Grenzzone” [hraničné pásmo] war in der Regel 6 km breit und durfte nur von „politisch zuverlässigen Personen” bewohnt (andere wurden Schritt für Schritt ausgesiedelt) bzw. nur mit einer Sondererlaubnis betreten werden.
• Der verbleibende Rest eines tschechoslowakischen Grenzbezirks hieß „Grenzlandzone” [pohraničné pásmo]. In den Zügen und Bussen, die diese Zone passierten, wurden die Passagiere sorgfältig überprüft. Personen, die an Haltestellen und Bahnhöfen in einer Grenzzone ausstiegen, wurden oftmals unmittelbar nach dem Aussteigen von der Grenzwache angehalten.

Zudem waren die Grenzüberwachungsanlagen der jeweiligen landschaftlichen Situation angepasst - so unterschieden sich Grenzgebiete mit Gewässern, Auwäldern und Hochwasserschutzdämmen wie an Thaya oder March gelegen, sehr deutlich von den westlich gelegenen „grünen” Grenzen, wie z.B. zwischen Laa an der Thaya und Unter-Retzbach - bzw. wurden sie (wie in Folge zu lesen) stets technischen und abschreckenderen Weiterentwicklungen angepasst. (Quelle: Stefan Karner)

Da bis zum Staatsvertrag im Jahre 1955 ein Teil von Oberösterreich sowie Niederösterreich und Burgenland der sowjetischen Besatzungszone angehörte, war den meisten tschechoslowakischen Flüchtlingen - trotz waghalsiger und scheinbar gelungener Flucht auf österreichisches Gebiet - das Glück nur kurze Zeit hold. Die sowjetische Besatzung, welche von österreichischen wie auch von tschechoslowakischen Agenten Informationen bezog, nahm sie in Haft, deportierte sie zurück in die Tschechoslowakei, wo ihnen bei einem Prozess mehrjährige Gefängnis- und hohe Geldstrafen auferlegt wurden.
     1956 sah es kurzzeitig fast so aus, als würde man den Eisernen Vorhang wieder wegnehmen, dabei wurden die Wachttürme nur um einige hundert Meter ins Landesinnere versetzt, um die zur Flucht geeigneten Stellen besser kontrollieren zu können. Das dadurch entstandene Gebiet zwischen Grenze und Stacheldraht war militärisches Sperrgebiet und wurde fälschlich oft als „Niemandsland” bezeichnet, was wiederholt zu peinlichen und für die Übertreter der Staatsgrenze zu recht folgenschweren Grenzverletzungen führte.

2. kurze Zwischenbemerkung... „der Ungarische Volksaufstand”
Mit dem Ungarischen Volksaufstand versuchten die Ungarn im Oktober 1956, sich von der sowjetischen Unterdrückung zu befreien.
Er begann am 23. Oktober 1956 mit einer Großdemonstration in Budapest und endete am 4. November 1956 durch den Einmarsch der Roten Armee.
Insgesamt flohen über 200.000 Ungarn ins westliche Ausland, mehr als 70.000 davon über die Brücke von Andau, die über den Einser-Kanal führt.

... und jetzt wieder zurück zum Thema
Nach dem Ungarn-Aufstand 1956 wurden die Grenzsperren noch sicherer und in 5 Zonen gegliedert: Auf den Stacheldraht folgten ein 1½ Meter breiter Minengürtel, danach ein etwa 5 Meter breiter, sorgfältig beackerter Streifen, auf dem sich im Falle einer Flucht die Spuren des Flüchtenden nachvollziehen ließen, dann nochmals eine 1½ Meter breite Zone, die mit Leuchtraketen verbundenen Stolperdrähten verspannt war und schließlich noch ein weiterer Stacheldrahtverhau.
Die mit einem alarmauslösenden Draht versehenen und nur von den Grenzpatrouillen befahrenen Wege entlang dem Grenzverlauf nannte man Signalká (Patroillenweg).
Nach ausländischen Protesten wurde 1965 die Stromzufuhr zum elektrischen Zaun abgestellt. Hlavačkas letztes Opfer fand man am 22. Dezember 1965 im Raum der Brigade Eger, Břetislac Funiok, einen erst 17 Jahre alten Burschen.
1970 wurde der ursprüngliche elektrische Drahtzaun durch die weiter im Landesinneren stehende Signalwand (-zaun) ersetzt, die sehr empfindlich auf jede Berührung reagierte. Straßensperren bekamen tiefere Betonfundamente, die Stahlrohrschranken hatten als Kern ein einbetoniertes Tau, …

Die Grenze Oberösterreichs zu Tschechien hat eine Länge von 122 km, Niederösterreich zu Tschechien 240 km, Niederösterreich und Burgenland zur Slowakei 91 km und Burgenland zu Ungarn eine Länge von 366 km.
Quellen: Wikipedia- Österreichische Grenzübergänge in die Nachbarstaaten (abgerufen am 18. Juli 2015); Stefan Karner - Halt! (Buch, 2013), Forum Oberösterreichische Geschichte (abgerufen am 18. Juli 2015).

Skizze: Tschechoslowakisches Grenzabsperrungs-System     CSSR-Grenzanlagen  
Quelle: U.S. Army Center of Military History - Seite 200, Figure 13 / European Green Belt Initiative (pdf), page 3.

 

die kleinen Schritte zum Fall des Eisernen Vorhangs ...

1980

in Polen lösen Preiserhöhungen für Fleisch am 1. Juli eine großen Streikwelle aus. In Danzig [Gdańsk] kommt es auf der Leninwerft am 14. August zum Streik, dessen direkter Anlass die Entlassung der Kranführerin Anna Walentynowicz war. Unter der Führung von Lech Wałęsa wird ein betriebliches Streikkomitee gegründet woraus sich die Gewerkschaft „Solidarność” [Solidarität] entwickelt.
1981 mit der Ausrufung des Kriegszustands in Polen in der Nacht zum 13. Dezember werden die führenden Köpfe der Gewerkschaft interniert und die Arbeit der Gewerkschaft selbst verboten. Somit konnte sie nur noch im Untergrund weiter existieren. Am 8. Oktober 1982 wird die Solidarność durch ein neues Gewerkschaftsgesetz endgültig verboten.
1985 am 11. März löst Michail Sergejewitsch Gorbatschow (* 2. März 1931 in Priwolnoje in der russischen Region Stawropol; † 30. August 2022, Tsentral'naya Klinicheskaya Bol'nitsa S Poliklinikoy, Moskau) den am Vortag verstorbenen Generalsekretärs der KPdSU Konstantin Tschernenko ab. Mit 54 Jahren wird Gorbatschow zum zweitjüngsten Generalsekretär in der Geschichte der Kommunistischen Partei gewählt. Er ist ein Vertreter einer völlig neuen Generation und führt am 27. Parteitag der KPdSU im Februar 1986 die Konzepte Glasnost (Offenheit) und Perestroika (Umstrukturierung) in die politische Arbeit ein.
1989 am 5. April wird die Solidarność wieder staatlich anerkannt;
2. Mai ... ungarische Grenzsoldaten beginnen mit dem Abbau der Wachanlagen an der Grenze zu Österreich; der 2. Weltkrieg findet endlich sein Ende!
am 27. Juni durchtrennen der ungarische Außenminister Gyula Horn zusammen mit seinem österreichischen Amtskollegen Alois Mock in einem symbolischen Akt den Stacheldraht zwischen Ödenburg [Sopron] und Klingenbach.
19. August ... Paneuropäisches Picknick (Wikipedia), Friedensdemonstration der Paneuropäischen Union an der österreichisch-ungarischen Grenze nahe der Stadt Ödenburg. Ein Grenztor an der alten Pressburger Landstraße zwischen Sankt Margarethen im Burgenland und Steinambrückl [Sopronkőhida] in Ungarn wird symbolisch für drei Stunden geöffnet. Über 600 DDR-Bürger lassen all ihr Hab und Gut auf ungarischem Boden und nutzen die Gelegenheit über Ungarn und Österreich nach (West-) Deutschland zu flüchten.
Der Druck durch die DDR-Bürger veranlasste die ungarischen Behörden in der Nacht vom 10. auf den 11. September dazu, keine Kontrollen an der Westgrenze zu Österreich durchzuführen. Rund 50.000 Menschen konnten die DDR Richtung Bundesrepublik Deutschland verlassen.
in der Nacht von Donnerstag auf Freitag, 9./10. November, fällt die seit dem 13. August 1961 West- und Ost-Berlin trennende „Berliner-Mauer”;
am 17. Dezember durchtrennen die Außenminister Alois Mock und Jiří Dienstbier in einem symbolischen Akt den Stacheldraht zwischen Kleinhaugsdorf und Haid [Hatě];
am 23. Dezember durchschneiden die Außenminister Hans-Dietrich Genscher und Jiří Dienstbier am Grenzübergang Waidhaus - Roßhaupt [Rozvadov] den Grenzzaun  zwischen Tschechien und Deutschland.
1990 werden die letzten Reste des „Eisernen Vorhangs” beseitigt
2004 am 1. Mai wird die Tschechische Republik in die Europäische Union aufgenommen
2007 am 21. Dezember tritt das Schengener Durchführungsübereinkommen (SDÜ) tritt in Kraft, wodurch nun auch die Personenkontrollen an den Grenzen zu Österreich entfallen;
   

Informationen und Quellen...

Stefan Karner - Halt! - Tragödien am Eisernen Vorhang (ecoWIN, 2013).

Dr. Wolfgang Katzenschlager, Weitra.

a.o. Univ. Prof. Dr. Andrea Komlosy, Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Wien.

Ludĕk Navara, Vorfälle am Eisernen Vorhang, 2006.

Roman Sandgruber / Norbert Loidol - Der Eiserne Vorhang (Die Geschichte - das Ende - die Mahnung), Linz 1999.

Gustav Spann - Zur Geschichte des österr. Nationalfeiertages (zum österr. Nationalfeiertag ... krone.at, 26.10.2009)



Details zur Entwicklung Tschechiens => siehe „Tschechische Republik

 
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