Voit(e)lsbrunn [Sedlec]

Detail-Informationen zu den Sehenswürdigkeiten, Marterln, Bildstöcken, Wegen, ...

sowie Örtliches und Geschichtliches

Voitelsbrunn liegt zwischen Nikolsburg und Feldsberg, westlich des Steindammteichs bzw. am österreichisch-mährischen Grenzbach. Die Ortschaft hat einen Teil der Grundfläche des abgekommenen Ortes Königsbrunn übernommen.

Eisgrub-Feldsberg Areal (Lednicko-Valtický Areál) → Wanderwege in die tschechische Umgebung von Bernhardsthal

historische Karte 1836-52 / aktuelle Karte auf mapy.cz

um 1050 ... wird in der salischen Königszeit (10. - 12. Jahrhundert) unter der Herrschaft Falkenstein der Ort gegründet.
1298 ... erste urkundliche Erwähnung als Seifried der Waise „Foydesprvn“ erwirbt.
1305 ... als „Woisprunie“, 1332 als „Foydasprunn“ und 1408 als „Voytesprunn“ geschrieben, hat sich die Namensform Voitelsbrunn vom 17. Jahrhundert bis 1945 unverändert erhalten. Im Namen steckt schon die Bezeichnung für Brunnen oder Quelle, denn bereits...
1362 ... wird hier ein Kurbad erwähnt, das die schwefelhaltige Heilquelle des Hl. Wenzel nutzt.
im 15. Jh. ... entsteht der Teich Nimmersatt (Steindammteich, Nesyt)
1546 ... kommen Wiedertäufer nach Voitelsbrunn, 1557 werden sie hier sesshaft.
1560 ... scheinen im Urbar nur deutsche Namen auf. Adam von Dietrichstein bemüht sich um die Rekatholisierung der Bevölkerung.
1591 ... am 7. Mai verlassen die Wiedertäufer auf Geheiß von Siegmund von Dietrichstein (Sohn von Adam) den Ort.
1618 - 48 ... während des 30-jährigen Krieges wird der Ort durch die Heerscharen Bethlen Gábors schwer verwüstet
1657 ... gibt es bereits die Portsmühle, den Portsdeich, das Fischhaus, das „Rote Kreuz“, die Nepomukstatue am Ortsende, das Teichhüterhaus, den Vogtbrunnen und 79 Häuser
... ab 1671 ... gibt es Schulunterricht. Das Schulhaus ist zugleich Schenke, Rathaus und Pfarrerswohnung
1672 ... wird aus den Ruinen der Ulrich Kirche die dem Hl. Vitus (Veit) geweihte Kirche errichtet
1680 ... wird die vorhandene Schwefelquelle von den Dietrichsteinern erworben, 1770 erweitert und zu einem fürstlichen Kurbad ausgebaut
1786 ... wird der Friedhof und 1793 das Pfarrhaus errichtet
1811 ... wird die 2-klassige „Alte Schule“ gebaut
1833 ... zerstört ein Großbrand 32 Häuser
1852 ... bekommen die Bauern von der Herrschaft 100 ha Land
1866 ... fordert die Cholera 60 Tote
1870/71 ... Gründung von Kirchenchor und Musikkapelle
1872 ... fährt der erste Zug die Ortschaft an
1892/96 ... wird die 3-klassige „Neue Schule“ errichtet
1901 ... wird der Verschönerungsgarten angelegt
1912/13 ... wird die Neue Straße zum „Hohen Eck“ [Vysoký roh] gebaut
1914 - 18 ... ist die Ortsbevölkerung nahezu vollständig von deutscher Herkunft. Im Ersten Weltkrieg fallen 36 Männer.
Im Oktober 1918 zerfällt der Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn.
Am 15./16. Dezember marschieren tschechische (slowakische?) Truppen in Voitelsbrunn ein
1919 ... trotz einer Unterschriftenaktion für den Anschluss an Deutsch-Österreich, fällt der Ort nach dem Friedensschluss vom Juni 1919 an die Tschechoslowakei. Tschechische Kolonisten, welche als Grenzposten, Eisenbahner, Postbeamte und Bauern tätig sind, besiedeln den Ort.
1923 ... wird in Anwesenheit der Abgeordneten Erwin Zajíček und Dr. Georg Hanreich das Kriegerdenkmal eingeweiht
1924 ... gründen Tschechen eine Kolonie beim Bahnhof mit zwei Bauernhöfen, Wohnungen, Volksschule und Kindergarten
1927 ... am 17. September wird der Ort elektrifiziert
1937 ... stehen bereits ca. zehn Betonbunker an der Staatsgrenze
1938 ... nach dem Münchner Abkommen marschieren am 8. Oktober deutschen Truppen, von Drasenhofen kommend, in Voitelsbrunn ein. Tage zuvor flüchtet ein Teil der tschechischen Bevölkerung ins Landesinnere und lassen ihr Hab und Gut zurück. Den verbleibenden Tschechen wird von ihren deutschen Nachbarn kein Leid angetan
1938 - 45 ... gehört der Ort zum Reichsgau Niederdonau
1944 ... stehen die Russen, kaum 200 km entfernt, an den Hängen der Karpaten.
treffen deutsche Truppen eines Nachrichtenparks der 8. Armee ein. Werkstätten und ein Feldkino werden errichtet.
1945 ... Im März treffen erste deutsche Kampftruppen (Pioniere und Stäbe) ein und beginnen das Dorf zu befestigen. Schützengräben, PAK-Stellungen und ein Panzergraben werden vorbereitet. Für die Arbeiten werden fast alle Bewohner herangezogen.
Ein Tiefflieger zerstört das Haus Nr. 197. Die Männer werden in den Volkssturm einberufen, die restliche Bevölkerung versteckt sich in den Weinkellern.
Am 15. April ergeht ein Räumungsbefehl an alle Bewohner der Ortschaft.
Am 20. April brennt die „Neue Schule“.
Am 21. April wird der Ort von der Roten Armee eingenommen. Nur wenige Frauen und Mädchen entgehen einer Vergewaltigung, das jüngste Opfer gerade 12 Jahre alt. Zwei Frauen sterben und die wenigen Männer die noch in der Ortschaft sind, werden im Mai zum Rathaus bestellt, von wo sie nach Poysdorf gebracht und in russische Kriegsgefangenschaft kamen - drei Männer starben.
Das Denkmal für die Befreiung durch die Rote Armee ist daher eher ein Hohn...
Im Zweiten Weltkrieg fallen 37 Männer, 22 werden vermisst.
Aufgrund der Beneš-Dekrete erfolgte nach dem Zweiten Weltkrieg die entschädigungslose Einziehung des Vermögens der deutschen Einwohner, ihre Zwangsausweisung nach Deutschland und die Neubesiedelung des Ortes.
Am 5. Juli (Vortag des Jan Hus-Gedenktages) werden alle deutschen Bücher und Schriften des Dorfes zusammengesammelt und in einer Siegesfeier auf dem Muschelberg verbrannt.
Zahlreiche Frauen werden zur Zwangsarbeit verschleppt. Josef Hauer, ein Heimkehrer, wird beim Grenzübertritt erschossen.
Die deutsche Bevölkerung, insgesamt 908 Personen, wird nun schubweise aus dem Dorf vertrieben.
1949 ... am 30. Oktober wird die (2.) „Neue Schule“ eröffnet
1994 ... mit der Renovierung der 45 noch vorhandenen Grabkreuze und des Friedhof-Hauptkreuzes
sowie 2006 ... mit der Renovierung des Kreuzes vor der Kirche gedenken die ehemaligen Ortsbewohner ihrer Ahnen und Gefallenen.
Pfarrkirche zum Hl. Veit
Ursprünglich eine alte romanische, dem Hl. Ulrich [Oldřich] geweihte Wehrkirche aus dem Jahre 1414, später gotischer Umbau. Der wuchtige quadratische Westturm mit großen frühgotischen Schallfenstern und Pyramidenhelm und der Kern des Langhauses um 1300, ansonsten Kreuzrippen Ende 16. Jahrhundert, 1582 neu geweiht. Seit 1608 ist Voitelsbrunn eine eigene Pfarre.

Jagdschlössl
ehem. Ruine [Lovecký zámeček - býv. zřícenina] ... in der Nähe der ehem. „Porz-Mühle“, Richtung Nikolsburg [Mikulov]

Das Jagdschlössl wurde vermutlich in der Renaissance-Zeit auf der Porz-Insel (siehe Parz) des Porz (oder Lech) Teichs ( Neuer Teich [Nový rybník]) errichtet. Später wurde es im Barockstil umgebaut ( altes Bild aus besseren Zeiten, zur Verfügung gestellt von Fritz Lange). Rundum befand sich eine ausgeschmückte Parkanlage. Bis vor gar nicht allzu langer Zeit (März 2010) schien dieses mit Dickicht umgebene Bauwerk eine nicht mehr zu rettende Ruine. Heute befindet sich das Schlösschen in Privatbesitz und steht frisch verputzt und mit neuem Dach versehen auf einer gelichteten Anhöhe auf der Halbinsel im Neuen Teich ( aktuelles Bild). Soweit beakannt, musste aufgrund behördlicher Auflagen nach der Grundsanierung die Arbeit leider eingestellt werden.
Bilder des Schlösschens gibt es auf hrady.cz - und wer das aktuelle Bild anklickt, dem öffnet sich eine Bildergalerie vom Zustand 2003 bis zum Jahr 2009.
Östlich, dem Gebäude vorgelagert, befinden sich noch Ruinen weiterer Ziegelbauten (vermutlich ehemalige Wirtschaftsgebäude).

Südlich der Eisenbahnlinie Feldsberg - Nikolsburg und der Radtrasse Nr. 41, beim Rybníční potok [Teichbach],
befinden sich die großteils bereits verschüttet und verwachsenen Reste einer Ziegelbrücke, die vor 1872 die Insel mit Festland verband.
2019 beginnt man mit dem Wiederaufbau / den Instandsetzungsarbeiten dieses Kulturdenkmals; Kosten: ca. 1 Mio. Euro. (Information von Jan Pihar, 14. April 2019).

Porz-Teich
1723 als „Lehe oder Partzer Teucht“ auf der Karte vermerkt;
1764 schrieb man „Lech oder Portzt Teicht“;
der Plan des Ziergartens rund um das Schlösschen ist übergetitelt „Porztinselgarten“;
auf der österr. Militärkarte (1836-52) findet man ihn als „Porz oder Lch Teich“;
mit dem Bau der Bahnstrecke von Lundenburg [Břeclav] über Feldsberg [Valtice] und Nikolsburg [Mikulov] nach Grußbach [Hrušovany nad Jevišovkou], Eröffnung am 30. Dezember 1872, wurde die südwestliche Hälfte des Teichs trockengelegt und die Insel zu einer Halbinsel;
nach 1945 erhält der Teich den Namen „Nový rybník“ [Neuer Teich];

Teiche von Eisgrub [Lednické rybníky]

weitere historische Gebäude im Ort ...

Schwefelbad (17. Jahrhundert), Umbau (1780) ... heute Gasthaus und Gemeindeamt
der Meierhof und verschiedene Presshäuser
Burg des mährischen Grundherrn mit Keller und Getreidegrube

Radtrasse Nr. 41
Neuprerau - Nikolsburg - Voitelsbrunn (Neuer Teich) - Feldsberg - Lundenburg [Nový Přerov – Mikulov – Sedlec (Nový rybník) - Lednice - Břeclav]

Kleindenkmäler in Voitelsbrunn [Sedlec] ... Karte ... Bilder

Quellenverzeichnis

   
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