Flurnamen
wie schon beim Hamelbach erwähnt (siehe
Bäche, Flüsse und Teiche),
gibt es immer wieder Unterschiede zwischen den örtlichen, den amtlichen und den
kartographischen Bezeichnungen der Fluren - sei’s durch die Mundart, mündliche
Überlieferung, falsche Auslegung älterer Schriftarten usw.
Jüngste Ansätze, wie falsche Buchstaben oder Interpretationen alteingesessene
Namen und Bezeichnungen verändern, finden wir heute schon auf vielen Landkarten ...
das Kreuz für den
1837 verunglückten Michael Dobesch ist
nun auch als „Tobesch-Kreuz“
anzutreffen,
das Kreuz für den 1871 vermutlich in der Thaya
ertrunkenen Kaufmann Martin Wanda
wird neuerdings „Wander-Kreuz“ geschrieben.
Allerdings muss auch lobend erwähnt werden, dass man sich in der Version 2010
wieder der richtigen Schreibweise erinnerte =>
Bild.
Dafür wurde die Großkruter Gerichtssäule zu einer
Gerichtsschule umfunktioniert.
Die Flur „am Hametteich“ findet man auf
„Wandern.komm“, „Radeln.komm“ und dem
„Nordic Walking Folder“ neuerdings als „Hamteich“ =>
Bild (englisch - deutsch ... ham
- Schinken),
sollte man sich eines Tages wieder unserer deutschen Muttersprache
besinnen, könnte unser Hamelbach
schlimmsterweise Schinkenbach heißen...
Eine Vielzahl an unterschiedlichen Namen hat auch der auf tschechischer Seite
zwischen Nikolsburg [Mikulov] und Voitelsbrunn [Sedlec] gelegene Porzteich, der
heute den Namen
„Nový rybník“ [Neuer Teich] trägt.
1723 vermerkte man in ihn als „Lehe oder Partzer Teucht“, auf der Karte
1764 schrieb man ihn „Lech oder Portzt Teicht“;
der Plan des Ziergartens rund um das Insel-Schlösschen ist übergetitelt „Porztinselgarten“;
auf der
österr. Militärkarte (1836-52) findet man ihn als „Porz oder Lch
Teich“;
Dabei dürfte der Teich nur nach dem aus dem Wasser herausragenden Hügel, einem
Parz(t), benannt worden sein.
Lehe oder Lech sind alte Bezeichnungen für Lahnen oder Lehen (siehe auch „ein
paar Erläuterungen zu den Bezeichnungen im Allgemeinen...“)
Kartographische Unternehmen sind meist ortsfremd und orientieren sich über
Standort und Bezeichnung an bereits bestehendem Kartenmaterial. So kann es
einerseits zu Namensveränderungen und andererseits zu falschen Standorten kommen.
Ein aktuelles Beispiel, das „Weiße Kreuz“ in Rabensburg, welches in den
Karten des Bundesamts für Eich- und Vermessungswesen bei der Höhenmarke 181 m
vermerkt ist. Der richtige Standort ist allerdings ein kleines Stück weiter
südöstlich bei der 173 m Höhenmarke. Das bei der Höhenmarke 181 m vermerkte Kreuz
trägt den Namen „Prewein-Kreuz“.
Lobend muss allerdings erwähnt werden - musste auch das „Scharfe ß“ einem „Doppel
ss“ weichen - dass in der 2010-er Version, wenn schon nicht die Rechtschreibung,
doch zumindest der Standort stimmt.
Auf tschechischen und österreichisch-tschechischen Kartenwerken sind auf
tschechischem Gebiet
noch immer zahlreiche Wegkreuze und Kapellen eingezeichnet, die es dort schon lange
oder zumindest seit
1945 leider nicht mehr gibt. Andererseits kann man zum Glück beim Wandern
auch nicht in Karten vermerkte und noch immer existierende Marterln finden - wie
z.B. Manfred Kern Ende März 2015 in
Feldsberg ein mir
unbekanntes Marterl entdeckte. Danke!
ein paar Erläuterungen zu
den Bezeichnungen im Allgemeinen...
Hard / Hrud...
deutsch-slawische Volksnamen der Hainbuchen-Eichenwälder bzw. offener
Eichen-Weidewald. Hard liegt verborgen in «Eichert« (Eich-Hard) oder
«Kirchert« (Kirch-Hard). Auch «Eyfeld« oder «Eybach« weisen auf einen Eichenwald
hin und dann natürlich all die Flurnamen mit Eich- wie «Eichgubel« oder «Eichwies«.
„Dlouhý hrúd“ ... langer
Eichen-Weidewald
Lahnen / Lehen...
ein vom Lehnsherr an einen Vasallen (Lehensempfänger, Lehner,
Lechner) verliehenes „Lehnsgut“.
Hatte ein Vater beispielsweise 2 Söhne, von denen er keinen benachteiligen
wollte, teilte er sein (Ganz-) Lehen unter ihnen auf.
So kam es zu Halblehen, nach einer weiteren Teilung zu Viertellehen bzw. Viertellehnern, usw.
Achtellehen werden auch als Kleinhäusler bezeichnet. Wurden zwei Lehen in
einer Hand vereinigt, sprach man von „Zwielehner“.
Lüsse...
(Ez. Luß, von Los) ist das Grundwort vieler Flurnamen in vielen Orten unserer
Umgebung.
Das Recht der Flurzuteilung an die Lehenbauern stand dem Grundherrn zu. Oft,
besonders bei späteren Zuteilungen, ließ er das Los entscheiden, um den Anschein
von Bevorzugungen zu vermeiden.
Die Namen solcher durch das Los erworbener
Gründe bekamen häufig das Grundwort „Lüsse“ oder „Luß“.
Mahd / Maht...
Riednamen, die auf -mahd
enden erinnern an die ursprüngliche Wiesennutzung (Fünf-, Sechs-, Neun Maht =>
Rabensburg)
Neurisse /
Neuriß...
weist auf das Umackern im 19. Jahrhundert hin
Parz(t) / Pärz(t)l...
Bodenerhebung
in einer Au, die vom Hochwasser nicht erreicht wird
Placken... eine ebene Fläche
Plesse... eine Waldblöße
Remise...
eine für Vieh und Wild von Bäumen gebildete Zufluchtstätte bei Hitze oder
Unwetter
... und zu den
Flurnamen im Besonderen
Doubravka...
Eichenhain, Eichenforst
Erlwiesen...
die kartographische Erlwiesen wird auch als Edelswiesen
(1822), Edleswiese oder Elaswiese bezeichnet. Dürfte mit der im Urbar 1414
genannten „Urleinswiesen“ identisch sein und kommt auch 1557 als „Ödtlaß-Wiesen“
und 1570 als „Jedlos-“ und „Yedlas-Wiesen“
vor.
Hanfäcker (Hanfländer)...
dienten zum Anbau
von Hanf; ausgesprochen „Haunif“, es könnte es sich aber auch um Honig handeln?
Heidfleck...
die mundartlich ausgesprochenen Hoad(t)fleck sind auf Heidfleck zurückzuführen.
Die „Langen“ und die „Kurzen“ Heidfleck sind Teil der westlichen Flur Kohlfahrt;
Klebing... könnte von „Klebnk“ (slaw.
chlew = Stall) abstammen, Unterstand bzw. Versteck für das jenseits der Thaya
weidende Vieh.
Kobelfeld, Kobelweg...
Vermutlich war der Namensgeber der
1. Schwiegervater Sieghards IV., der aus Salzburg stammende Graf Bernhard.
Graf Bernhard von Baiern († um 976, ein Sohn des Salzburger Erzbischofs
Oudalbert, † 14.11.935)
heiratete 931 Engilrat (*~910), deren Tochter Willa (von Baiern) war die 1. Frau von
Sieghard IV. († 26.9.980, Sohn des Grafen Sieghard III. im Chiemgau aus dem
Hause der Sieghardinger).
In 2. Ehe war Sieghard IV. mit Berta von Langenpreising verheiratet. Sie stammte aus dem Verwandtenkreis jenes Gebolf, der vermutlich um das Jahr
1000 in der Gegend von Bernhardsthal als Kolonisator tätig war und dessen Name
noch immer in mehreren Flurnamen (Kobelfeld,
Gebolwür,...) weiterlebt.
Kohlfahrt...
Ursprünglich vermutlich ein Handelsweg der im Wald gebrannten Holzkohle (siehe
auch Uhliska).
„Kohlfahrt“, eine gute Wiese zwischen Föhrenwald und Thaya gelegen, befand
sich ursprünglich in Gemeindebesitz. Um 1850 kam es zu einem Tausch mit der
Herrschaft, wodurch die Wiese mit dem Föhrenwald vereinigt wurde. Die Gemeinde
erhielt dafür die schon lang umstrittene, unweit vom Ort gelegene Flur „Unfrieden“.
Kopanka...
beinhaltet das slawische Wort „kopati“
[graben]. Möglicherweise hat man zur Erdgewinnung für Dämme bzw. zur Entsumpfung
Gräben ausgehoben.
Kroatenfeld (Krobothenfeld)...
heißt das an
die Grenze von Unter-Themenau, das seit 1570 von Kroaten besiedelt war, stoßende
Feld.
Lesslingen (Loß-, Loslingen)... dürfte von
Luß/Los => siehe Lüsse abstammen
Marwiesen...
1822 als 'Mahrwiesen'
anzutreffen wird in der Mundart Moawiesn ausgesprochen, weist auf Meier
(Meierhof-Verwalter oder Familienname) hin
Melounboden...
vermutlich ein Melonenfeld
Milisch-See...
vermutlich ein Teich, in
dessen Nähe ein Köhler seinen Kohlenmeiler (slaw. miliř = Meiler)
Moosanger...
im Wort „Mosang“ steckt das
Wort absengen (brandroden). Eigentlich müsste es „Am Osang“ heißen, „an der
Stelle wo abgesengt wurde“.
Öl-Kopanka...
in der Mundart sagte man zu
den an den Ufern wachsenden Erlen „El“, dies führte erst zu „El-Kopanka“ und
später zu „Öl-Kopanka“
Pisečna...
eine Wiese mit sandigem Grund
(ähnlich dem „Sandfeld“)
Sandfeld (Sandlehen)... Flur mit sand- oder
schotterhältigem Grund, vermutlich vor der Brandungs- und Spülkante der
Meeresflut gelegen
Sterzäcker (Steinäcker)...
scheinen im Urbar
1644 als „In Störtzäckern“ auf, welches man mit stürzen, pflügen in
Verbindung bringen könnte.
Steinäcker ... möglicherweise war früher hier die Brandungs- und Spülkante der
Meeresflut und der Boden mit unzähligen Kieselsteinen übersät.
Tiergarten (Thiergarten)...
im benachbarten
Rabensburger Burgfrieden gelegenes, von einer Mauer umgebenes Gehege, wo
Tiere für die Hochwildjagd herangezüchtet wurden.
Vermutlich wurde um 1800 der „Tiergarten“ aufgelassen und die Mauer abgetragen.
Thaläcker...
gehen auf die mundartliche
Aussprache der Teiläcker, nämlich auf die aufgeteilten Felder des verschollenen
Ortes Ebenfeld zurück.
Thallüssen...
der Wortteil
Lüssen (s.o.) in Verbindung mit der Lage der Flur (im Tal)
Trnova-Depot...
durch das slawische Wort „trn“
[Dorn] dürfte es sich hier um einen von einer Dornenhecke eingezäunten
Holzplatz handeln.
Uhliska [Kohlenweg, Kohlfahrt]...
hier
wurde Holzkohle erzeugt und nach Lundenburg geführt, ähnlich der
Bernhardsthaler Flurbezeichnung „Kohlfahrt“.
Unfrieden...
um die Besitzrechte dieser Flur
gab es ständig Streit (Unfrieden) zwischen der Herrschaft und der Gemeinde.
Um 1850 tauschte
die Herrschaft diese Flur gegen die „Kohlfahrt-Wiesen“.
Wehrlehen...
hat ihren Namen von der ehem. Thaya-Wehr
(Gemeindegebiet Rabensburg). |