Kaiser-Ferdinands-Nordbahn   (KFNB)

[Severní dráhy císaře Ferdinanda]


Franz Xaver Riepl1, ein bedeutender österreichischer Geologe, Eisenbahn- und Hüttenfachmann, hat die Idee, eine Bahnlinie von Triest (Italien) nach Wien, zu den Eisen- und Kohlenminen von Mährisch Ostrau [Moravské Ostrava, Tschechien] und den Salzminen von Wieliczka [deutsch Groß Salze] bei Krakau (Polen), bis nach Brody (Galizien / Ukraine) zu bauen.

1830 - 1835
findet er mit Salomon Freiherr von Rothschild2 einen Mitstreiter und Finanzier seiner Pläne.
Aufgrund der Bodenschätze wie Kohle, Koks und Salz, gibt Freiherr von Rothschild der Nordroute nach Krakau und Brody den Vorrang und schickt Riepl nach England um dort Erfahrungen im Eisenbahnbau zu sammeln. Nach Riepl's Rückkehr stellt Rothschild ein erstes Ansuchen an Kaiser Franz I., das aber keine Zustimmung findet - was aber nichts an den Vorbereitungen für den Eisenbahnbau ändert, nur das geplante Bahnlinien-Ende wird auf Salzberg [poln. Bochnia] bei Krakau, Galizien [Kraków, Polen] reduziert.
Kurz nach dem Tod Kaiser Franz I. († 2. März 1835) reicht Salomon Rothschild nochmals ein Ansuchen ein, das auch aufgrund der Unterstützung durch Fürst Metternich und Graf Kolowrat vom neuen Kaiser Ferdinand I. genehmigt wird.


1836
Am 4. März 1836 erhält Rothschild das Privileg zur Errichtung einer Dampfeisenbahn zwischen Wien und Salzberg und schlägt den Namen „Kaiser-Ferdinands-Nordbahn“ vor.
Im Privileg inbegriffen sind Nebenbahnen nach Brünn [Brno], Olmütz [Olomouc] und Troppau [Opava].


1837
● Am 7. April wird unter Generalinspekteur Alois Negrelli (Suezkanal) und Oberingenieur Franz v. Bretschneider
für den Abschnitt Floridsdorf – Lundenburg)
   mit den Bauarbeiten am Teilstück Floridsdorf – Deutsch-Wagram begonnen.
Dem Oberbaudirektor Johann von Kudriaffsky wird der 2-gleisige Streckenabschnitt Wien Nord - Floridsdorf zugeteilt, wo am 22. Februar die Gebr. Klein
   aus Brünn (für den Abschnitt Wien - Gänserndorf) mit dem Bau der Gleisanlagen und der Brückenbaumeister Josef Ueberlacher3 mit den Holzbrücken über
   das Kaiserwasser und dem damaligen Hauptstrom, der heutigen Alten Donau, beginnen.
● Im März 1837 treffen die ersten sechs Lokomotiven von George Stephensons Fabrik (Newcastle upon Tyne) und von Charles Tayleur & Co. (Warrington) ein,
   die in zerlegtem Zustand mit dem Schiff von England nach Triest gebracht wurden und von dort mit Fuhrwerken über den Semmering nach Wien.
● am 17. November werden die Stationen Floridsdorf und Deutsch-Wagram eröffnet
● Nach Versuchsfahrten am 13. und 14. sowie Probefahrten am 19. und 23. November wird die zweigleisige Strecke Floridsdorf – Deutsch-Wagram
   für die Öffentlichkeit freigegeben. Der 23. November 1837 gilt als Datum der ersten Dampfeisenbahn in Österreich.


1838
● Am 6. Jänner wird die Station Nordbahnhof (entspricht dem heutigen Praterstern) und die Strecke über die beiden Holzbrücken nach Floridsdorf eröffnet.
   Um 930 verlässt der erste fahrplanmäßige Personenzug das Gelände des Wiener Nordbahnhofs, wo bereits nach Plänen von Anton Jüngling der 1. Nordbahnhof
   gebaut wird. Die Lokomotive „Moravia“ fährt mit zehn Waggons und 218 Passagieren.
Am Nordbahnhof wird die erste österreichische Lokomotivwerkstätte errichtet und
● am 16. April wird die ebenfalls 2-gleisige Nordbahn-Etappe von Deutsch-Wagram nach Gänserndorf freigegeben.
Die Projektierung der Bahnstrecke Rabensburg – Lundenburg, der Flügelbahn Lundenburg - Brünn sowie Lundenburg - Spittinau [Spytihněv] hatte
   Oberingenieur Carl von Ghega (Semmeringbahn) über, die Arbeiten an der schwierigen Strecke bei Bernhardsthal übernahmen die aus Nordmähren
   stammenden Gebrüder Klein, die mit Dammbauten bereits große Erfahrung hatten.


1839
Für den Abschnitt Gänserndorf – Bernhardsthal Staatsgrenze ist unter Oberingenieur Bretschneider das Bauunternehmen Felice Talachini tätig.
● Am 9. Mai konnte die Etappe Gänserndorf – Angern - Dürnkrut für den Verkehr freigegeben werden.
Am 6. Juni 1839 wird die Strecke Dürnkrut – Hohenau - Lundenburg [Břeclav] und ein Monat später,
● am 7. Juli 1839 vormittags die Flügelbahn Lundenburg - Brünn mit fünf Wagenzügen, worauf sich mehr als tausend Personen befanden, eröffnet.
● in Deutsch-Wagram wird ein Aufnahmegebäude (Bahnhofsgebäude) errichtet.
● Die ersten Züge fahren nun auch bei Nacht.

1841
Mit der Fabrikationsnummer 23 verlässt die Dampflokomotive „Ajax“ die Fabrik von Jones, Turner & Evans in Warrington, England.
● am 1. Mai wird der Streckenabschnitt Lundenburg – Bisenz - Altstadt bei Ungarisch Hradisch [Břeclav – Bzenec - Staré Město u Uherského Hradiště],
● am 1. September die Strecke Ung. Hradisch – Napagedl (Napajedl) – Tlumatschau – Hullein - Prerau [Napajedla - Tlumačov - Hulín  - Přerov] eröffnet.


1842
am 15. August wird ein weiterer Streckenteil von Prerau nach Leipnik (an der Betschwa) [Lipník nad Bečvou] für den Zugsverkehr freigegeben.

1846
In Deutsch-Wagram wird die Wasserstation errichtet    erster und ältester Wasserturm Österreichs!

1847
● Ein Eisstoß auf der Donau zerstört drei Joche (Übergänge) der Donaubrücke.
   Vom 19. 2. 1847 bis zum 20. 3. 1847 ist der Zugsverkehr nur von Floridsdorf aus möglich.
● am 1. Mai wird der Teilabschnitt mit dem Viadukt von Jesernik (auch Seefeld) [Jezernice, Tschechien] Leipnik - Mähr. Weißkirchen - Pohl - Zaucht(e)l -
   Stauding - Schönbrunn – Oderberg an der poln. Grenze [Lipník - Hranice na Moravě - Polom u Hranic - Suchdol nad Odrou - Studénka - Svinov (Ostrava) -
   Bohumín, Tschechien] fertig gestellt.
● am 13. Oktober wird das polnische „Endstück“ Trzebinia – Zabierzów - Krakau [Kraków] für den Verkehr freigegeben
● In Dürnkrut wird eine weitere Wasserstation eingerichtet

1848 ... Märzrevolution ... Oktoberrevolution
● erreicht man zwischen Karwin (Oberschlesien) [Karviná, Tschechien] und Bad Königsdorff-Jastrzemb (Oberschlesien) [Jastrzębie Zdrój, Polen]
   die heutige Grenze zwischen Tschechien und Polen.
● Die kleinere der beiden Donaubrücken wird am 6. Oktober, aufgrund der Oktoberrevolution, ein Raub der Flammen. Wieder ruht für einige Monate der
   Zugsverkehr zwischen Wien und Floridsdorf.
● In den Jahren 1848 bis 1850 wird der Oberbau vollständig erneuert wobei man gleichzeitig mit den Vorarbeiten für den Bau des zweiten Streckengleises
   beginnt.


1850
● wird in Brünn der Hauptbahnhof [Hlavní nádraží] errichtet → In den Jahren 1902 bis 1905 wird er im Sezessionsstil umgebaut.

1851
wird in Deutsch-Wagram ein neues Aufnahmegebäude gebaut 
  ältester Bahnhof Österreichs!
Am 20. September wird im Bereich Lundenburg ‑ Bernhardsthal - Hohenau und am 23. Dezember im Bereich Hohenau - Dürnkrut das zweite Streckengleis
   in Betrieb genommen.


1852
Am 30. Juni wird im Bereich Dürnkrut - Angern und am 6. September im Bereich Angern - Gänserndorf das zweite Streckengleis in Betrieb genommen.
   Das restliche Streckennetz, Gänserndorf bis zum Wiener Nordbahnhof, ist bereits zweigleisig.

1855
wird am 17. Dezember die Bahnstrecke von Oderberg nach Dzieditz (auch Czechowitz-Dzied(z)itz, 1943–1945: Tschechowitz, Schlesien) [Bohumín,
   Tschechien - Czechowice-Dziedzice, Polen] erweitert.

1856
● Am 20. Februar wird die galizische Eisenbahnlinie „Krakau – Biezanów – Podłeże – Bochnia – Dębica“ eröffnet
● am 1. März wird mit der Teilstrecke Dzieditz - Auschwitz [Oświęcim] - Trzebinia (an der von Krakau [Kraków] nach Myslowitz [Myslowice] führenden
  „Krakau-Oberschlesischen Bahn“) die letzte Lücke geschlossen und
● erreicht am 1. August Krakau.


1859-1865
● wird der Nordbahnhof von Theodor Hoffmann in einer verspäteten romantischen Form neu entworfen und gebaut. Er gilt als der prunkvollste Bahnhof Wiens.
   Die Vermischung der diversen Stile (Rundbogenmotive, maurische Details, toskanische Muster) und Funktionen (eine dreigeschossige Anlage mit
   fünfgeschossigen Eckbauten, fünfgleisige Halle, prächtiger Treppenaufgang, Hofsalon, Restaurant, Betriebsräume etc.) ist charakteristisch für diesen Bahnhof.


1871
werden in Dürnkrut und Hohenau die Aufnahmegebäude eröffnet.

1872
In Drösing wird ein Aufnahmegebäude errichtet und
am 1. Mai 1872 wird bei Bahnkilometer 75,111 in Bernhardsthal auf № 258 die Personen-Bahnhaltestelle eröffnet.
   Der örtlichen Chronik zu Folge soll es schon 1871 eine provisorische Haltestelle gegeben haben.


1873 ... Weltausstellung in Wien
vom Bahnhof Wien Nord zum Weltausstellungsgelände wurde auf Ausstellungsdauer eine Zweigbahn gebaut, die am 31. März eröffnet
   und mit Ausstellungsschluss am 31. Oktober 1873 wieder aufgelassen wird.
● Die Hauptwerkstätte wird nach Floridsdorf verlegt.

1874
● Nach der Donauregulierung 1870/74 fährt Kaiser Franz Josef I. bei seinem Russlandbesuch am 11. Februar als erster auf der neuen Nordbahn-Trasse.
   Die offizielle Eröffnung der neuen Streckenführung findet am 23. Februar statt. - Am 11. Oktober beginnt man die alte Trasse abzubauen.


1877
In Bernhardsthal wird das Haltestellengebäude, Haus № 258, errichtet und am 11. Dezember seiner Bestimmung übergeben.

1874
Nach der Donauregulierung 1870/74 fährt Kaiser Franz Josef I. bei seinem Russlandbesuch am 11. Februar als erster auf der neuen Nordbahn-Trasse.
   Die offizielle Eröffnung der neuen Streckenführung findet am 23. Februar statt.
   Am 11. Oktober beginnt man die alte Trasse abzubauen.


1882 - 1904
Am 1. Dezember 1882 wird in Bernhardsthal № 272 die Ausweiche in Betrieb genommen. Bereits 1883 gibt es 2 Gleisverbindungen.
1884 erfolgte die Bewilligung des Gemeindeansuchens um einen Frachtenstelle und ein Ladegleis bei km 74,2. Die Gemeinde verpflichtet sich
   jährlich 80.000 Zentner (8.000 Tonnen) Fracht an Gütern zu verladen, es wurden aber 120.000 Zentner (12.000 Tonnen).
   Zur Entlastung von Lundenburg wird Gleis 6 genehmigt, ebenso ein Bahnhofsgebäude.
1888 gibt das Protokoll vom 4. August über das Büro- und Wohngebäude des Frachtenbahnhofs oben 3 Dienstwohnungen, unten 2 Dienstwohnungen und
   das Büro an.
1889 erfolgt der Bau eines Materialschuppens (Magazin) am Frachtenbahnhof
1898 Bau von Gleis 8 als Lade-/Stutzgleis mit Weiche in Gleis 6 beim Magazin; Länge 144, 8m, benutzte Länge 100 m;
1899, am 16. Jänner wird die Ladestelle für beschränkten Güterverkehr in Betrieb genommen.
1901 wird Gleis 8 ab Weiche 20 auf 200 m verlängert.
1904 Bau einer Straßenbrücke aus Holz bei der Haltestelle / 1905 Errichtung einer Straßenbrücke als Betoneisenkonstruktion


1906 / 1907
● 1906 wird die KFNB verstaatlicht; ab 1907 übernehmen die k.k. österreichischen Staatsbahnen den Betrieb.
In Bernhardsthal wird 1906 der Materialschuppen umgebaut, Gleis 3 gebaut und eine Sicherungsanlage installiert.


1908
wird in Deutsch-Wagram der Wartesaal 3. Klasse (Arbeiter-Wartesaal) 
  heute: Eisenbahnmuseum Deutsch-Wagram und
in Strasshof mit 125 Geleisen einer der größten Verschub-Bahnhöfe in Betrieb genommen.

1911 - 20
1911 Errichtung einer hölzernen Wartehalle für den Zoll in der Bernhardsthaler Haltestelle
● 1914 war ein 4-spuriger Ausbau bis Mährisch Ostrau [Ostrava, CZ] geplant

1921 - 40
1927 wird im Wartesaal der Bahnstation ein Konsum eingerichtet, der später ins Weilinger-Wirtshaus, № 131, am „Konsumberg“ übersiedelt.
1929 wird die 1906 installierte Sicherungsanlage erneuert, das Gütermagazin eröffnet und der normale Betrieb des Güterverkehrs wieder aufgenommen.
1931 in der Ausweiche wird eine Warmwasserheizungsanlage installiert.
1936 stürzt ein LKW der Fa. Schweinberger (Hohenau) von der Straßenbrücke bei der Haltestelle.
1940 Ölverladung per Pipelines vom Ölfeld Mühlberg auf Gleis 5 und 6. Bau eines weiteren Ölverlade-Geleises an der Ostseite der Ausweiche.
   Es zweigte am Süd-Ende bei Stellwerk 1 von Gleis 6 ab und führte fast bis zur Brückenwaage. Leider ist weder Plan noch Skizze darüber aufzufinden.

1945
● Am 12. März 1945 wird der Wiener Nordbahnhof von Bomben und Anfang April von der Artillerie schwer beschädigt. Die vier allegorischen Figuren der Städte
   Wien, Brünn, Olmütz und Krakau werden in das Direktionsgebäude Nordbahnstraße 50 gebracht. Mit dem folgenden „Kalten Krieg“ wurden die Grenzen zu den
   nördlichen und östlichen Nachbarstaaten geschlossen, die Nordbahnstrecke verliert ihre überregionale Bedeutung. Der kunsthistorisch wertvolle Bahnhofsbau,
   der ohne weiteres zu erhalten gewesen wäre, wird dem Verfall preisgegeben und die Reste 1965 gesprengt.
Am 17. April 1945 werden in Bernhardsthal vor der Flucht der „SS Standarte Feldherrnhalle“ die (Eisenbahn-) Kappellenbrücke und die (Straßen-)
   Bahnhofsbrücke gesprengt, die Mittelbrücke durch den Teich und die Teichstraßenbrücke bleiben nur nach Intervention des Bürgermeisters erhalten.
● 1946 ersetzen behelfsmäßig zwei Eisenkonstruktionen die 2-spurige Kappellenbrücke und bis 1970/71 eine provisorische Holzbrücke die Bahnhofsbrücke.


1951 - 60
1954 wird die Ölverladung auf Gleis 5 eingestellt und auch das Ölverladegleis aus dem Jahre 1940 entfernt.
1958 großer Damm-Abrutsch zwischen mittlerer und nördlicher Teichbrücke am westlichen Gleis.
● 1959, am 31. Mai nimmt die wieder instandgesetzte und elektrifizierte Strecke Wien Nordbahnhof – Floridsdorf ihren provisorischen Betrieb auf.
● Am 1 Juni 1959 wird der neue Nordbahnhof, aus verkehrstechnischen Gründen direkt auf dem Praterstern errichtet, unter dem Namen „Bahnhof Praterstern“
   eröffnet.


1961 - 70
● Am 7. Jänner 1962 wird die Strecke Wien, Floridsdorf - Gänserndorf auf elektrischen Betrieb umgestellt.
1962 wird in Bernhardsthal eine elektrische Bahnhofsbeleuchtung installiert
● Am 21. Mai 1965 werden die Reste des Wiener Nordbahnhofs gesprengt.
1966 wird das Gleis Bernhardsthal - Lundenburg neu verlegt.
1970 Ausrüstung der Bahnstrecke mit Lichtsignalen - im Mai ging der Streckenblock in Betrieb, im Juni die Lichtsignale.
1970/71 Abriss der provisorischen Holzbrücke beim Bahnhof. Als Ersatz erfolgt, trotz Widerstand der betroffenen Bevölkerung, die Umwidmung der Teich-
   straße zu einer Landesstraße. Von den damals 64 an der Teichstraße wohnenden Parteien unterschrieben 63 den von Friedel Stratjel organisierten Protest.


1971 - 80
1971 abwechselnde Sperre der Gleisanlagen.
● Am 1. September 1975 wird der „Bahnhof Praterstern“ in „Wien Nord“ umbenannt.
Am 25. September 1977 wird auch die letzte Teilstrecke Gänserndorf - Bernhardsthal auf elektrischen Betrieb umgestellt.
1979 beginnt man mit dem Abbruch des Bahnwärterhauses bei km 75,0 (№ 226, Bahnwächterhaus 46)
1980 Am 31. Dezember ist die Bernhardsthaler Haltestelle zum letzten Mal besetzt.

1981 - 90
1981 wird ein Heizständer zum Vorheizen der Reisezüge zwischen Gleis 3 und 5 installiert.
1982 ist der Abbruch des Haltestellengebäudes geplant. Widerstand unter der Bevölkerung, initiiert von Frau Edda Gessinger, bringt einen Einspruch bei
   der Gemeinde. Das Gebäude wird rückgebaut (nördlich 2 statt 3 Fenster) und renoviert. Für die Zollwache werden Räume zur Verfügung gestellt.
Im Herbst 1982 wird das bestehende Anschlussgleis des Lagerhauses auf 439 m erweitert und auf ÖBB-Grund eine Lagerhalle errichtet.
1983 ist die Haltestellenrenovierung abgeschlossen. Die Platzbeleuchtung des Frachtenbahnhofs wird in der südlichen Hälfte erweitert
1986 erfolgt am 1. Juni der Zusammenschluss der Elektrifizierung bei der Staatsgrenze.
1987 Abschluss der Umbauarbeiten am Frachtenbahnhofgebäude und Abtragung des Gütermagazins wegen Umstellung auf LKW-Lieferung
1988 wird die Zufahrtsstraße zur Ausweiche asphaltiert.
● 1989 / 90 Nach der „samtenen Revolution“ in der Tschechoslowakei und der Öffnung des „Eisernen Vorhangs“ gewinnt die Nordbahnstrecke wieder
   an überregionaler Bedeutung.


1991 - 2000
1991 Errichtung einer „Park and Ride“ Anlage mit 48 Stellplätzen nördlich der Haltestelle, Kostenteilung Gemeinde – ÖBB.
● 1995 beginnt man mit dem Umbau auf elektronische Stellwerke.
1996 wird die Lautsprecheranlage in der Haltestelle installiert.
1997 erfolgt die Inbetriebnahme der elektronischen Stellwerke, Stellwerk 1 und 2 werden aufgelassen, Stellwerk 1 abgetragen.
1999 wird die im Jahre 1946 durch zwei Eisenkonstruktionen behelfsmäßig ersetzte Kappellenbrücke in betonierter Ausführung wiederhergestellt.
   Im Juni entgleisen nördlich der Kapelle auf der wegen des Brückenbaus eingleisigen Strecke durch Schienenverwerfungen einige Güterwaggons.


2001 - 2010
2004 wird nach einer Planung von Architekt Albert Wimmer der Bahnhof „Wien Nord“ dem neuen Jahrtausend entsprechend um und neu gebaut.
   Mit der Fertigstellung des ersten neuen Bahnsteigs im April 2006 erhält die Station den Namen „Wien-Nord Praterstern“. Damit S-Bahn- und U-Bahn den
   gleichen Stationsnamen führen, heißt der Bahnhof ab dem Fahrplanwechsel im Dezember 2006 „Wien Praterstern“. Die offizielle feierliche Eröffnung
   erfolgte am 4. April 2008.
2006, am 31. Mai haben die Fahrdienstleiter Rolf Schwinger und Franz Putz die letzte Tagschicht am Frachtenbahnhof Bernhardsthal.
             Am 1. Juni wird der Betrieb im Frachtenbahnhof Bernhardsthal eingestellt, die Fernsteuerung erfolgt durch den Bahnhof Hohenau.
             Für etwaige Probleme ohne verkehrsdienstlichen Aufgaben bleibt der Bahnhof bis 6. Juni besetzt.
             Am 6. Juni beendet um 18:00 der Fahrdienstleiter Anton Eder die letzte offizielle Tagschicht am Frachtenbahnhof Bernhardsthal.

2011 - 2020
2012 wird im April nach 4 jähriger Besprechungs- und Verhandlungsphase zwischen Gemeinde und ÖBB der Fahrradunterstand am Bahnhof errichtet.
 

Kurioses und Anekdoten rund um die „kaiserlich-königliche privilegierte Kaiser-Ferdinands-Nordbahn“

Als Salomon Freiherr von Rothschild und seine Teilnehmer um die Bewilligung des Baues der Nordbahn einschritten, haben sie ihren Wunsch zwar leicht durchgesetzt. Der Kaiser aber hatte nur überlegen gelächelt, seine Umgebung ihm zugestimmt, als er dem Unternehmen die denkbar schlechteste Vorhersage gab. Wer solle mit der Bahn fahren? Es ginge ja ohnehin die Pferdepost nach Brünn, und die sei nicht einmal voll besetzt. „Also geben wir's ihnen. Das Ding hat ja doch kein' Halt!“

Österreichs erstes Zugsunglück macht die „Nord“bahn zur „Mord“bahn
Bereits am 6. Jänner 1838, bei Eröffnungsfahrt der Strecke Wien Nord - Floridsdorf, kam es bei der Rückfahrt zu einem kleinen Malheur. Als man in den Nordbahnhof einfuhr, kam man nicht mehr rechtzeitig zu stehen, und die Lok und der erste Wagen liefen über die Schienen in das Erdreich hinaus. Niemand kam zu Schaden, und die Fahrt war trotzdem ein großer Erfolg.
An der Eröffnungsfahrt der Linie Wien - Brünn [Brno, Tschechien] am 7. Juli 1839 nahmen 1.200 Mitreisende in 4 Zugsgarnituren zu je 9 Waggons teil. Mit einer Geschwindigkeit von durchschnittlich 36 km pro Stunde bewältigte man die 144 km nach Brünn in viereinhalb Stunden. Bei der Rückfahrt ereignete sich Österreichs erstes Zugsunglück.
Im Bahnhof Branowitz [Vranovice] fuhr eine Lokomotive auf einen davor stehenden Zug auf und zertrümmerte zwei Waggons. Es gab viele Verletzte – keine gute Werbung für die neue Bahn!
Am 30. Oktober 1839 schlug die Unerfahrenheit neuerlich zu, als sich ein Zug als zu lang und schwer für die Lok erwies. Für die Fahrt von Brünn nach Wien benötigte man 19 Stunden (!) und mehrere Wechsel der Lokomotiven.
Schließlich gab es auch in den Donauauen einen Zusammenstoß mit zwei Verletzten. Die Wiener sprachen nun von der Kaiser-Ferdinands-„Mord“bahn.


Als man 1847 die Bahnstrecke bis Mährisch-Ostrau [Moravské Ostrava, Tschechien] ausgebaut hatte, wurde mit der Bahn hauptsächlich Kohle befördert, weshalb die Bahn von den Wienern auch „Kohlenbahn“ genannt wurde.
Tatsächlich rollten bis zum Beginn des 1. Weltkriegs rund 50 Kohlen- / Kokszüge pro Tag an Bernhardsthal vorbei.

Nach der Besichtigung des 1865 fertig gestellten, 3 bis 5 Stock hohen Gebäudes des Wiener Nordbahnhofs, sagte Erzherzog Ludwig nur kopfschüttelnd: „Sehr schön, aber für Wien viel zu groß!“

Das Bahnunternehmen war sehr gewinnorientiert ausgerichtet, so verzichtete man anfangs auf jeden erdenklichen Komfort für die Mitreisenden, was dazu führte...


Hohn und Spott blieben natürlich nicht aus...
„Vorschlag, die nächste Probefahrt auf der Eisenbahn durch die Wahnsinnigen und Rasenden des Allgemeinen Krankenhauses vornehmen zu lassen.“
„Vorschlag zur Errichtung eines Invalidenhauses nächst dem Bahnhof im Prater.“
„Aus Billigkeitsgründen wird künftig auf den Eisenbahnen das Passagiergeld nicht bei der Abfahrt, sondern erst bei der Ankunft bezahlt; auf diese Art bleiben die Toten ganz frei, die Verwundeten zahlen nach den Verhältnissen der übrig bleibenden Gliedmassen.“
Sogar Grillparzer spottete nach einer Bahnfahrt von Oderberg [Bohumín, Tschechien] nach Wien: „Zur größeren Bequemlichkeit des Publikums werden auf jeder Aufenthaltsstation der Nordbahn zwei Chirurgen und ein Geistlicher mit dem Viatikum (Anm. geweihte Hostie, die dem Sterbenden gereicht wird) fortwährend bereit sein.“

Wer aber dem Ding doch nicht traute, das Erlebnis der Fahrt nicht riskierte, wollte so einen Eisenbahnzug wenigstens gesehen haben - er wäre kein Vollblutwiener gewesen, wenn er nicht zur jüngsten Sensation hingelaufen wäre. Namentlich gegen Abend strömte das Volk in Massen hinaus vor die Bastei und hinunter in die Pratervorstadt, schaute und „diskutierte“. Ein unternehmungslustiger Greißler war zur Stelle, der betrieb in der Nähe des Bahnhofs in einem Holzhausbau sein Geschäft. Nun ließ er auf seiner Hütte eine gedeckte Terrasse anbringen, schleppte ein paar Tische hinauf, rückte sie zurecht, und das Geschäft ging ausgezeichnet. Um einen Groschen Wiener Währung sah man die vorbeifahrenden Eisenbahnzüge.

Trotz dieser zahlreichen, sehr unbequemen Zustände, gab es auf der Nordbahnlinie bereits 1869 die ersten Waggons mit Toiletten!

Die Sparsamkeit des Unternehmens war natürlich auch auf den Verdienst der Bediensteten bezogen und die Abkürzung der Bahnlinie „KFNB“ bekam bald die Deutung „kein Fleisch, nur Brot“

Zum Schluss noch etwas Positives...
Die Züge der Nordbahn waren weithin bekannt für ihre Pünktlichkeit, was zur häufig gebrauchten Redewendung führte: „pünktlich wie die Nordbahn“.

Fußnoten:
1 Franz Laurenz Riepl, * 29. November 1790 in Graz; † 25. April 1847 in Wien. In gewissen Kreisen war es damals (nach „humanistischer“ Art) üblich,
   einen zweiten Vornamen zu nennen. Da er seine Arbeiten, Gutachten, usw. stets als „Franz Riepl“ unterfertigte, blieb sein zweiter Vorname unbekannt.
   Man ersetzte ihn daher durch ein X (für „unbekannt“), welches später als „Xaver“ interpretiert wurde. Erst 1962 fand Anton Adalbert Klein im Taufbuch
   der Pfarre St. Andrä in Graz die Namensnennung „Franz Laurenz Riepl“. - »Franz Xaver Riepl« von Nikolaus Reisinger, aus „Allerhöchste Eisenbahn“.
2 Salomon Freiherr von Rothschild, * 9. September 1774 in Frankfurt am Main; † 28. Juli 1855 in Paris.
3 Josef Ueberlacher, Wiener Brückenbaumeister, erneuerte bereits 1785-87 die Schlossteich-Pumpenanlage im Schlosspark von Eisgrub.

weitere Details gibt es unter

Bahnchronik Bernhardsthal und Hohenau (2012 - 2013,
Dieter Friedl & Manfred Kluger, 2012 - lfd.)
Bildband 1 (2008, Friedl Stratjel & Dieter Friedl, 2008 - lfd.)
Bildband 2 (2010/2014, Friedel Stratjel)
in der Reihe „Beiträge zur Geschichte von Bernhardsthal“
Streckenabschnitte, Längen- und Eröffnungsdaten  pdf-Logo (68 kb)
Ausflug auf der Kaiser Ferdinand's Nordbahn nach Feldsberg und Eisgrub, 1839

Quellenverzeichnis:

Allerhöchste Eisenbahn - 170 Jahre Nordbahn Wien-Brünn“, Gerhard Artl - Gerhard H. Gürtlich - Hubert Lenz, Verlag Fassbaender, 2. Auflage, Wien 2010

Die Geschichte der Nordbahnstrecke, von Gerald Pichowetz, April 2001

Die Münze / 18. Jahrgang, 3. Ausgabe, Juni/August 2007, Titelgeschichte von Kerry R. J. Tattersall

EisenBahn Forum Österreich, Zeittafel der österr. Eisenbahnen

Kaiser Ferdinands-Nordbahn“ von Elmar Oberegger, 2006

„Die ersten 50 Jahre der Kaiser Ferdinands-Nordbahn“, k.k. priv. Kaiser Ferdinands-Nordbahn, 1886

„Bahn im Bild Nr.51“, Verlag Pospischil, 1020 Wien, Novaragasse 44

Die Geschichte der Eisenbahn“, von Bernhard Trautwein, Jänner 2000

Heimatbuch Bernhardsthal“, von Robert Franz Zelesnik, 1976 / Marktgemeinde Bernhardsthal

Wikipedia, sowie zahlreiche nationale und internationale Seiten.

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