„100 Jahre Viktor Kraft“ Ausstellung im Stadtsaal Mistelbach
Das Rathaus, das Feuerwehrhaus, die Volksschule, der Kindergarten „Am Schloßberg“, die Sporthalle und viele weitere Gebäude und Häuser in Mistelbach verbindet eine wesentliche Gemeinsamkeit. Nämlich jenen Mann, der für die Architektur verantwortlich zeichnet: Dipl.-Ing. Dr. Viktor Kraft. Aus Anlass des 100. Geburtstages, den der großartige Architekt, Schriftsteller und Aquarellmaler heuer gefeiert hätte, wird ihm zu Ehren eine Ausstellung im Stadtsaal Mistelbach gezeigt. Die feierliche Eröffnung fand am Donnerstag, dem 22. November 2012, statt. Bürgermeister Dr. Alfred Pohl konnte als Festredner Dr. Rainer Maria Kraft, einen Sohn Viktor Krafts, Ing. Hans Kummer, als langjähriger Baudirektor ein Berufskollege, und die Abgeordnete zum Nationalrat Eva-Maria Himmelbauer, die u.a. eine Grußbotschaft des Landeshauptmannes Dr. Erwin Pröll überbrachte, begrüßen. Weiters sind zahlreicher Freunde und langjähriger Weggefährten von Viktor Kraft sowie interessierte Besucher aus Nah und Fern der Einladung gefolgt.
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Dipl.-Ing. Dr. Viktor Kraft:
Viktor Kraft wurde am 25. Oktober 1912 in Hausbrunn geboren. Er besucht die Bürgerschule in Mistelbach und anschließend das Salvatorianerkolleg in Graz. Nach kurzer Studienzeit bei den Salvatorianern „Am Hamberg“ (Oberösterreich) absolvierte er von 1935 bis 1938 die Theresianische Militärakademie in Wiener Neustadt. Im Zweiten Weltkrieg gerät er 1940 als Jagdflieger in englische Kriegsgefangenschaft und wird in Kanada interniert.
In Wien studiert er Architektur und wird ein gefragter Architekt. Neben seinem Beruf ist er ein leidenschaftlicher Aquarellmaler und begeisterter Schriftsteller. Viktor Kraft ist bei Zeitzeugen als Mensch vornehmster Gesinnung in Erinnerung: „Beim Bau des Weinlandbades hat der Architekt ernsthaft vorgeschlagen, keine Zaun zu errichten. Viktor Kraft hat argumentiert, dass die Leute sicher so ehrlich sind, und den Eintritt bezahlen würden, auch wenn kein Zaun vorhanden ist. In diesem Punkt hat sich der Architekt nicht durchgesetzt“, erinnert sich Ing. Hans Kummer zurück. Am 16. Jänner 2012 stirbt Viktor Kraft in Wien.
Der Architekt:
Viktor Kraft beginnt schon während seiner Gefangenschaft in Kanada ein Architekturstudium. Nach seiner Rückkehr nach Wien setzt er sofort das Studium der Architektur an der Technischen Universität in Wien fort. 1949 erfolgte die Sponsion zum Diplomingenieur und 1951 die Promotion zum Doktor der Technik. Eine der ersten großen Aufgaben ist die Leitung der Vorplanung für das Allgemeine Krankenhaus in Wien. Gleichzeitig plante und baute er Wohnhäuser, Büros, Industriebauten, Heime, öffentliche und sakrale Bauwerke. In Mistelbach zeugen viele Bauten von seiner Arbeit: Schon in den Fünfziger Jahren baut Viktor Kraft in Mistelbach beispielsweise das Kolpinghaus in der Pater-Helde-Straße (1955), das Forsthaus an der Straße nach Kleinhadersdorf (1957), einen Neuen Tabernakel in der Pfarrkirche Mistelbach (1958) und die Kosmos-Siedlung (1959). 1960 werden das von Viktor Kraft geplante und erbaute Weinlandbad und das Feuerwehrhaus samt Garagen eröffnet. Weitere bekannte Bauwerke von Viktor Kraft in Mistelbach sind beispielsweise das Lehrlingsinternat der Landesberufschule, die Volksschule und die Sporthalle, alle in der Bahnzeile. Außerdem gibt Viktor Kraft anlässlich von Restaurierungsarbeiten den Turmhelmen von Rathaus und der Stadtpfarrkirche neue Formen.
Der Schriftsteller:
Viktor Krafts literarisches Schaffen ist vielseitig: zeitgeschichtliche Berichte, Landschaftsschilderungen und Fachbeiträge. Erkennbar ist jedoch die Liebe zur Lyrik. Hier sind es Mundartgedichte, lyrische Gedichte in verschiedenen Vers- und Strophenformen und vor allem auch Haiku (japanische Strophenform).
Während der Ausstellung wird bei Interesse ein Dokumentarfilm gezeigt, in dem Viktor Kraft einige seiner Mundartgedichte selbst vorträgt. Dieser Film ist in Form einer DVD mit Text-Begleitheft erhältlich.
Der Künstler:
Viktor Kraft bezeichnete die Aquarellmalerei als seine eigentliche Leidenschaft. Außer Aquarellen sind auch noch zahlreiche Zeichnungen, Skizzen, Ölbilder und andere Bildkunstwerke erhalten. Zunächst Autodidakt besuchte er während seiner Tätigkeit als Architekt dreimal die Sommerakademie in Salzburg und Ausbildungslehrgänge in Wien und im Stift Geras. Ab 1989 leitete Viktor Kraft selbst Kurse im Stift Geras und auf Burg Feistritz. Ab 1973 veranstaltete er zahlreiche Ausstellungen. Neben Ausstellungen u.a. in Bad Ischl, Maria Zell, Salzburg, Stift Geras und Wien werden in Mistelbach 1977 in der Kaufstraße und 1993 im Schlössl Aquarell-Ausstellungen gezeigt.
„Eigentlich hat er stets nur für sich gemalt. Meine Mutter war es, die ihn dazu drängte, seine Werke auch auszustellen“, gibt Dr. Rainer Maria Kraft ein weiters Zeugnis über die der Lebensart seines Vaters Viktor Kraft.
Katalog zur Ausstellung:
Detaillierte Informationen über das Leben, das Wirken und das Schaffen von Dipl.-Ing. Dr. Viktor Kraft können auch im anlässlich der Jubiläumsausstellung „Viktor Kraft - 100“ Katalog nachgelesen werden. Alle Exponate sind farbig abgebildet. Eine Werkliste vervollständigt den Überblick der architektonischen Leistungen Viktor Krafts.
Die Ausstellung:
„Sie haben die Kultur aufgewühlt und Dinge aufgedeckt, die längst vergessen waren“, dankte Bürgermeister Dr. Alfred Pohl Irene und Dr. Detlev Gamon für ihr Engagement. „Kulturelles Wissen zu fördern und für zukünftige Generationen zu sichern, dafür braucht es oft einen Anstoß von außen. Ich danke den Veranstaltern und der StadtGemeinde Mistelbach, dass sie das Wirken dieser für die Region so wichtigen Person zeigen“, ergänzte Nationalrätin Himmelbauer in ihrer Festansprache.
Ausstellungsdauer:
Die Ausstellung kann noch bis 15. Dezember 2012, Dienstag bis Samstag von 14.00 bis 18.00 Uhr besichtigt werden.
Nähere Informationen:
Irene und Dr. Detlev Gamon
Obere Landstraße 103
2130 Hüttendorf
Tel.: 02572/32307
e-Mail: gamon@aon.at
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